Felix Schramm

Accumulator 5

4 Solos for Kunsthaus Baselland

24.1. —
23.3.2014

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Felix Schramm, Accumulator 5, 2014, Mixed Media, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Viktor Kolibàl
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Felix Schramm, Accumulator 5, 2014, Mixed Media, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Viktor Kolibàl
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Felix Schramm, Accumulator 5, 2014, Mixed Media, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Viktor Kolibàl
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Felix Schramm, Accumulator 5, 2014, Mixed Media, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Viktor Kolibàl
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Felix Schramm, Accumulator 5, 2014, Mixed Media, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Viktor Kolibàl
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Felix Schramm, Accumulator 5, 2014, Mixed Media, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Viktor Kolibàl

Felix Schramms grosse Raumskulptur Accumulator 5, 2014 im Kunsthaus Baselland kann erst in der Bewegung, im Wechsel von Perspektiven und Durchsichten umfassend erfahren werden. Das ist es auch, was den in Düsseldorf arbeitenden Bildhauer seit vielen Jahren interessiert: das Verhältnis von Betrachter und Skulptur sowie die Bezüge der einzelnen skulpturalen und plastischen Elemente aufeinander im Raum.

Bekannt ist Felix Schramm bislang für seine Gruppe der spatial intersections — grosse Wanddurchbrüche aus industriell gefertigten und vom Künstler gebrochenen Materialien, meist Gipskarton —, die sich von einem Ort in den nächsten entwickeln, dabei scheinbar die Wand grob durchstossen und doch dezidierte Setzungen auf der Wand sind. Statt nur Durchbrüche zu sein, fungieren seine Interventionen als feine, konzentrierte Blickführungen von einem in den anderen Raum. In seinem Werkkomplex für das Kunsthaus Baselland stellt er nun die beiden Themen — spatial intersection und corporal intersection — erstmals gegenüber und ermöglicht eine ungewöhnliche Begegnung mit seinem Werk.

Bereits seit 2011 beschäftigt sich Felix Schramm intensiv mit der Idee, unterschiedliche Werkstränge miteinander in einer Anhäufung und Verdichtung — Akkumulation — miteinander in Verbindung zu bringen. Dafür greift er vereinzelt auch auf Werkteile aus früheren Arbeiten zurück, führt sie weiter und fügt sie mit neuen Arbeiten zusammen. Wichtig ist für ihn dabei, dass die einzelnen Formen, Skulpturen und Abgüsse, die in diesen Werkkomplexen auftauchen, durch neue Nachbarschaften und unterschiedliche Sichtachsen zueinander in einem neuen Kontext und dadurch in neuen Zusammenhängen gelesen werden können und zugleich neue Bezugssysteme ausbilden.

Das Werk Accumulator, das Felix Schramm im Kunsthaus realisiert, wurde zunächst in Teilen im Atelier entwickelt, um dann vor Ort im Ausstellungsraum ergänzt und vervollständigt zu werden. Der Besucher betritt zunächst einen Raum, der fast leer erscheint, einzig ein Werkdurchbruch, der beide Räume durchdringt, klafft in einem Wandteil. Erst im Umwandern der raumtrennenden Wand und in der Erschliessung des zweiten, dahinter liegenden Raums wird das ganze Ausmass des Werkkomplexes deutlich. Schramm führt den Besucher in diesen zweiten Teil seiner frei im Raum stehenden Arbeit hinein — bestehend aus Wänden, Durchgängen, Durchblicken — und ermöglicht so eine physische Erfahrung der Überlagerung und Verdichtung von räumlichen Setzungen, flächigen Ebenen und amorphen, teils figürlichen Abformungen. Die Wachsabformungen aus Industriewachs, die von Schramms Interesse am Modellieren zeugen, sind meist Fragmente aus Modellen zur Ideenfindung oder aus grossen Projektideen im Aussenraum.

Auffällig bei den verschiedenen Oberflächen, die Schramm für seine Skulpturen wählt, sind die unterschiedlichen Farben und Spuren, die malerisch auf den Flächen zu sehen sind. Teilweise resultiert die Farbwahl aus gängigen architektonischen Erfahrungen (schwarz für Deckenelemente, grau für Böden, weiss für Wände, Erinnerungen an Hauswände in Italien usw.). Die Zuordnung ist aber nie eindeutig und ausschliesslich, sondern eher als Möglichkeit anzusehen. Teilweise handelt es sich auch um Restfarben aus den Beständen der jeweiligen Institutionen, an denen Schramm seine Werke ausstellt.

Entscheidend ist für Felix Schramm, dass seine begehbaren Formen, skulpturalen Interventionen und Abformungen im Gehen, im wechselnden Abstand, im Perspektivwechsel und in der Gleichzeitigkeit der Dinge neu bewertet, gesehen und erfahren werden können. Konturen verschieben sich, brechen neu auf, überraschende Nachbarschaften entstehen. Erst diese verdichtete Raumerfahrung, die das Werk eröffnet, ermöglicht dem Betrachter einen vollständigen Einblick in das Werk.
Text von Ines Goldbach

Die Ausstellung wurde grosszügig unterstützt durch die Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung, Stiftung Roldenfund und national suisse.

Parallel zur Einzelausstellung von Felix Schramm sind im Rahmen der 4 Solos die Einzelausstellungen von Karin Hueber, David Keating und Boris Rebetez zu sehen.

Kurator*in: Ines Goldbach