Jérémie Gindre

Crawl & Sédiments

22.1. —
6.3.2005

Gindre Jérémie E 2005 2
Jérémie Gindre, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland, 2005
Gindre Jérémie E 2005 1
Jérémie Gindre, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland, 2005
Gindre Jérémie E 2005 4
Jérémie Gindre, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland, 2005

Pappkartonwerbung, Plakatwände, Theaterkulissen, Buchumschläge, Plattencover, ausgestopfte Tiere im Naturkundemuseum — all dies sind Versatzstücke in unserer Alltagswelt, denen ein hohes narratives Potential innewohnt. Auch der Titel Crawl & Sédiments evoziert zahlreiche Konnotationen, die durch die Verbindung der Schwimmart Kraulen mit der Wissenschaft über Sedimente aus dem Bereich der Meeresarchäologie hervorgerufen werden. Der Schwimmstil der Sportler trifft dabei beispielsweise auf die Schatzsucher, die in den Meeresablagerungen sowohl nach maritimen als auch nach fremden, versunkenenen Kostbarkeiten suchen. Für Jérémie Gindre (* 1978, lebt in Genf) sind jene Bruchstücke Bestandteile grösserer, narrativer Zusammenhänge, die als Motive Eingang in seine Erzählräume, Installationen, Objekte oder Fotografien finden.

In seiner Einzelausstellung geht Gindre von der hypothetischen Vorstellung eines nach einer Überschwemmung langsam wieder trocknenden Raumes aus. Seine bühnenhafte Inszenierung setzt sich aus neu produzierten und in situ entstandenen Arbeiten, ebenso wie aus bereits existierenden und für die Ausstellungskonzeption adaptierten Werken zusammen. Künstliche Pfützen, reale Fischernetze, vermeintlich ins Meer geworfene Abfälle, Muscheln, Sand und Algen formen eine Bodenlandschaft, in der sich romantisch Verklärtes — wie z.B. eine Flaschenpost — und theatralisch Illusionistisches — wie z.B. eine Bootsform, auf die wiederum eine Seelandschaft mit Booten appliziert ist — aufeinandertreffen. Die Rückansicht des bühnenbildartigen Bootes bricht mit der vordergründigen Illusion und gibt sie als solche preis: Unbehandelte Holzteile, Verstrebungen, abgestellte Bierflaschen und eine Bierkiste entlarven die Form als Requisit, als Attribut einer zu erzählenden Geschichte. Die Werke Gindres agieren auf zwei Ebenen: Ihre Evokationskraft rührt an persönliche Erinnerungsmomente und individuelle Assoziationen; gleichzeitig durchdringen Distanz schaffende Elemente, wie jene kulissenartige Rückansicht des Bootes, das Werk und stellen das Simulierte selbst als Simulation dar.
Text von Sabine Schaschl

Kurator*in: Sabine Schaschl