Katharina Hinsberg

Feldern (Farben)

22.5. —
12.7.2015

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Katharina Hinsberg, Feldern (Farben), 2015, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2015, Foto: Serge Hasenböhler
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Katharina Hinsberg, Feldern (Farben), 2015, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2015, Foto: Serge Hasenböhler
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Katharina Hinsberg, Feldern (Farben), 2015, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2015, Foto: Serge Hasenböhler
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Katharina Hinsberg, Feldern (Farben), 2015, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2015, Foto: Serge Hasenböhler
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Katharina Hinsberg, Feldern (Farben), 2015, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2015, Foto: Serge Hasenböhler

Katharina Hinsberg arbeitet vorwiegend mit dem Medium der Zeichnung und untersucht deren Möglichkeiten und zugleich Bezugnahmen auf den Raum. Hinsberg, die seit einigen Jahren auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss lebt und dort tätig ist, verwendet für ihre Zeichnungen nicht nur unterschiedlichste Materialien, sondern nutzt auch mit Mitteln der Installation, mit denen sie die Dimension der Linien raumartig ausweitet. Mit bisweilen sensiblen Materialien und Formen aus Papier — gezeichneten oder geschnittenen Liniengefügen — schafft sie es, Räume subtil und zugleich bestimmt zu transformieren. Für das Kunsthaus Baselland wird sie mit einer neuen, grossen Arbeit ihrem Interesse an veränderlichen Verlaufsformen und Aspekten der Prozesshaftigkeit, welches ihr Werk auszeichnet, noch stärker nachgehen. Es ist ihr erster grosser Auftritt in der Schweiz.

Die raumfüllende Installation Feldern (Farben) der Künstlerin Katharina Hinsberg hat den Annex des Kunsthauses mit seiner rund 36 Meter ­langen Wand grundlegend gewandelt — und dies mit einem speziellen Material. Hauchdünne, 20-grammige Seidenpapiere wurden von der Künstlerin in 16 verschiedenen Farben hintereinandergeschichtet und in einem Raster von quadratischen Feldern über die gesamte Wand montiert. Die unterschiedlichen Farbklänge und Papierschichten sind dank der Transparenz des Materials, aber auch abhängig von der Luftbewegung im Raum, mal mehr und mal weniger sichtbar. Im Laufe der mehrwöchigen Laufzeit der Ausstellung werden nun durch die Künstlerin sowie durch befreundete (Basler) Künstlerkollegen immer wieder neue Bilder und Farbkombinationen erstellt.

Das erste Bild bzw. die erste Grundfigur, die die Künstlerin mit der partiellen Wegnahme der obersten Blätter gesetzt hat, entspricht einer durchgehenden, flächenfüllenden Linie, die über die gesamte Wand ohne Unterbruch läuft. Dieses erste Bild ist Voraussetzung für alle folgenden Bilder und Veränderungen. Durch die schichtweise Entfernung der Blätter können neue großflächige Farbfelder und Muster entstehen, die auf vorausgegangene Setzungen reagieren, diese fortentwickeln oder auch teilweise annullieren — ein Prozess, bei dem sich die Rezeption des Farbraumes mit dessen beständiger Veränderung verknüpft.

Katharina Hinsberg verhandelt innerhalb ihres Werkes, das sowohl von der Malerei als auch von der Zeichnung her kommend lesbar ist, eine wichtige Fragestellung an das Bildvermögen: Ist das Bild ein anschauliches, bewegliches Gefüge, das den Raum, die Zeit wie auch Handlungen und Prozesse respektiert, miteinbezieht und zugleich das ihm zugrunde liegende Vermögen darlegen kann? Doch trotz dieses offenen, den Be­sucher einschliessenden Bildkonzeptes ist Katharina Hinsberg die durchgehende Präzision des entstehenden Raumbildes wichtig. Sie selbst wird innerhalb der mehrwöchigen Laufzeit der Ausstellung einige Male in das sich verändernde Bild eingreifen und so einen anhaltenden Austausch über das Werk zwischen der Künstlerin und dem Besucher ­ermöglichen. Hinsberg diskutiert mit diesem Werkbeitrag zugleich die Frage nach dem traditionellen Bildbegriff. Ihr im Kunsthaus geschaffenes Bild ist eines, das sich beständig ändert, Monumentalität beansprucht, zugleich aber dafür auf ein Material zurückgreift, das kaum zarter und flüchtiger sein könnte. Auch spielt die Künstlerin bereits mit dem Titel Feldern (Farben) bewusst auf die Farbfeldmalerei der 1950er Jahre an, die ihren Ausgang vornehmlich in den USA nahm und sich u. a. mit der Wahrnehmung unterschiedlicher Farbflächen auf teils sehr gross-­formatigen Leinwänden beschäftigte. So erzählt das Werk im Kunsthaus Baselland viel von der künstlerischen Strategie der Künstlerin, ein Werk aus einem gegebenen Raum heraus entstehen zu lassen, die Wahrnehmung sowie die physische Erfahrung mit diesem Ausstellungsraum grundlegend zu verändern und ‹dem Bild› dabei eine grosse Dynamik, Poesie und ein erstaunliches Potenzial zuzusprechen.
Text von Ines Goldbach

Ausstellung und Katalog wurden grosszügig unterstützt durch Werola sowie die Partner des Kunsthaus Baselland: kulturelles.bl, Basellandschaftliche Kantonalbank, Gemeinde Muttenz, Migros Kulturprozent, werner sutter AG.

Parallel zur Einzelausstellung von Katharina Hinsberg fanden jene von Alexander Gutke und Lara Almarcegui statt.


Kurator*in: Ines Goldbach