Laura Mietrup
14.1.
—
27.3.2022
Traverse
Solo Position. Eine Initiative von kulturelles.bl
Für ihre erste grosse Präsentation realisiert die in Basel
tätige Künstlerin Laura Mietrup (*1987, Rheinfelden,
CH) einen verdichteten Parcours durch den Annex des
Kunsthaus Baselland. Eine die gesamte Wandfläche
einnehmende Malerei verbindet Skulptur und Architektur auf eindringliche und zugleich eigenwillige Weise.
Raumkörper, die an Maschinen, Möbel oder auch Fragmente erinnern, verbinden sich mit der Narration der
kontrastreichen, auf dunkle Farbwerte fokussierenden
Wandmalerei. Stets um eine ganzheitliche Raumerfahrung bemüht, lässt Mietrup die Besucher*innen vollumfänglich in ihrer Arbeit Traverse eintauchen.
Solo Position ist ein biennales Wettbewerbsformat,
das sich an Künstler*innen aus der Region richtet und
ihnen eine erste institutionelle Einzelausstellung ermöglicht. Auf Initiative von kulturelles.bl wurde der
Wettbewerb im Frühjahr 2021 zum siebten Mal öffentlich ausgeschrieben. Mitglieder der Jury waren die
Fachkommission Kunst des Kantons Basel-Landschaft
sowie die Direktion des Kunsthaus Baselland.
Wahrscheinlich wird sie oft gefragt, womit sie beginnt. Und sicher auch, wie sie die Formensprache entwickelt, die so selbstverständlich und zugleich selbstbewusst Wände, Böden, Papiere oder Objekte einnehmen kann. Aber so einfach ist das bei Laura Mietrup nicht. In nur kurzer Zeit hat die in Basel arbeitende Künstlerin ein erstaunliches Formenvokabulars entwickelt, das an Architekturfragmente, Maschinen, Möbel, komplexe Systeme oder auch nur Teile davon erinnern mag; und doch ist es nichts von allem, was uns bekannt und vertraut erscheint. Denn das, was sich da meist aus und vor dunklen Tonwerten heraus entwickelt und behauptet, bleibt eigenständig und mysteriös zugleich. Die Farbigkeit ist verhalten und doch stark und leuchtend durch die gewählten Kontraste.
Während Laura Mietrup in den letzten Jahren – angefangen mit ihrer bereits prämierten Abschlussarbeit von 2017 – vor allem auf Objekte im Raum setzte, ist es für ihre erste grosse Auslage im Kunsthaus Baselland eine neue, sinnfällige Verbindung von Raum, Wandmalerei und Skulptur. Faszinierte bei Mietrup immer schon ihre unglaubliche handwerkliche Kenntnis und Präzision bei den hergestellten Objekten, lässt sich dieses Know-how und präzise Einlassen auf das, womit sie sich jeweils beschäftigt, nun auch im Umgang mit ihren Wandzeichnungen und vor allem mit dem ihr zugeteilten architektonischen Raum ablesen.
Wie ein gewaltiger Scherenschnitt legt sich die Wandmalerei als zweite Haut über die Innenwände des über 35 Meter langen Annex des Kunsthaus Baselland. Doch flach wirkt das, was Mietrup nun eigens für diesen Ort entwickelt hat, keineswegs. Eher fühlt man sich als Besucher*in eingebettet in einen urbanen architektonischen Parcours, mit Ein- und Ausblicken auf Gemaltes, Verkörpertes sowie Reales. Dass Mietrup die erstaunliche Farb-und Formauslage, die sich mit der bestehenden Architektur zu einem Ganzen verwebt, nunmehr auch mit Objekten kombiniert, ist sinnfällig. Gerade dadurch verdichtet sich das Umgebende zum unmittelbaren Gegenüber und wird zur Referenz der eigenen Massstäblichkeit.
Beim Gang durch die Räume, beim Innehalten, Schauen und Verbinden schwingt zugleich der Titel gedanklich nach – Traverse. Ein Balanceakt, ähnlich jenem, den man beim Beschreiten eines Querbalkens einnimmt? Vielleicht. Vielmehr aber wohl eine zarte Pendelbewegung zwischen Bekanntem und neu zu Entdeckendem, zwischen uns und dem, was uns umgibt und prägt. Eine verbindende Traverse also zwischen Räumen und Zeiten, dem Gestern, Heute und Morgen (IG).
Laura Mietrup (*1987), in Rheinfelden, CH. Lebt und arbeitet in Basel. Sie ist Gewinnerin des Wettbewerbsformats Solo Position 2021, das zum siebten Mal von kulturelles.bl als Förderformat für Künstler*innen aus der Region ausgeschrieben wurde. Bisherige Ausstellungen (Auswahl): 2020, Auswahl 20, Aargauer Kunsthaus, Aarau; One Hundred And One Works, Galerie Tony Wüthrich, Basel; 2019, Step Out! Aufbruch in den Raum, Kunsthaus Baselland; 2016, Der Totentanz, Projekt Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, Basel.
Ein herzliches Dankeschön an Robin Michel, Chris Handberg, Mattania Bösiger, Simon Wyss sowie Andreas Jenni für die wertvolle Unterstützung.