Noori Lee

28.5.  —
18.7.2004

Conspiracy

Lee Noori E 2004 2
Noori Lee, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2004
Lee Noori E 2004 1
Noori Lee, Symptom, 2004

Unter dem Titel Conspiracy zeigt Noori Lee (*1977 in Seoul, lebt in Basel und Frankfurt a.M.) im Kunsthaus Baselland eine eigens für die Ausstellung entwickelte Rauminstallation, ergänzt von Malereien und Zeichnungen.

Noori Lee ist ein Gegenwartskünstler im wörtlichen Sinne: als Sohn eines Filmemachers und einer Malerin ist er mit Filmen von Kultregisseuren wie Stanley Kubrick oder David Lynch aufgewachsen. Er weiss die Ästhetik der zeitgenössischen Musikvideoclips zu schätzen, schreibt Tagebücher, die sowohl Kunstkritiken als auch Kurzgeschichten beinhalten und interessiert sich für die Ambivalenz von visueller Ästhetik und inhaltlicher Abgründigkeit. Wenn der Künstler seine Ausstellung unter den Titel Conspiracy stellt, so nimmt er damit Bezug auf jene, oft im Versteckten und Privaten keimenden Verschwörungstheorien, die nicht nur die Literatur- und Filmwelt, sondern auch die Wissenschaft und den Alltag durchkreuzen. Auch in seinen Werken findet sich eine den verführerischen Bildmotiven inhärente, gegenüberstehende Abgründigkeit, die erst bei näherer Betrachtung ihre verschwörerischen Netze preisgibt. Sowohl psychologisierende Komponenten in der Gestaltung der Motivräume, als auch der fotografische Blick, der die Funktionalität der Architektur zweitrangig erscheinen lässt, fallen in seinen Werken auf. Die Motive entstammen Architektur-, Lifestyle- und Hochglanzmagazinen; im Besonderen sind es aber die Werke des amerikanischen Architekturfotografen Julius Shulman, der unter dem Einfluss von Richard Neutra die wichtigsten, v. a. in Kalifornien wirkenden Architekten der Amerikanischen Moderne und ihre Werke fotografisch festhielt. In ihrer malerischen Umsetzung werden die Ausgangsmotive mit Störelementen überzogen, die sich aus dem Spezifischen des Vorbildes herauskristallisieren. Irisierende Schlieren, Schlingen, Punkte, Kreise, Arabesken oder blütenblätterartige, buntfarbige Gebilden bilden eine zweite Ebene, die mit dem Hauptmotiv in Interferenz stehen.

Die Installation im Kunsthaus Baselland nimmt Bezug auf David Flinchers Film Seven. Darin jagen zwei Polizisten den Serienmörder John Doe, der Morde nach dem Muster der sieben Todsünden verübt. In einer der Filmszenen entdecken die Polizisten sein Versteck und finden dort ein geistiges Labyrinth aus zahlreichen Schriften, sakralen Utensilien und diversen Geräten. Der Begriff von «Conspiracy», der in Lees künstlerischem Denken einen wichtigen Platz einnimmt, spiegelt sich in Leseprozess der Werke wieder: Sie sind Teil einer Gesamtverschwörung; sie ziehen den Betrachter in ihren ästhetisch-dekorativen Bann und öffnen langsam den Schleier des Verborgenen, Geheimnisvollen, Perfiden oder mitunter auch Gewalttätigen.
Text von Sabine Schaschl

Kurator*in: Sabine Schaschl