​Philippe Decrauzat

14.8.  —
11.9.2005

Nowherenow

Decrauzat Philippe E 2005 5
Philippe Decrauzat, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2005
Decrauzat Philippe E 2005 4
Philippe Decrauzat, Process, 2005, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2005
Decrauzat Philippe E 2005 3
Philippe Decrauzat, Process, 2005, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2005
Decrauzat Philippe E 2005 1
Philippe Decrauzat, Ohne titel, 2005, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2005
Decrauzat Philippe E 2005 2
Philippe Decrauzat, Up to you, 2004, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2005

Philippe Decrauzat (geb. 1974, lebt in Lausanne und ist u.a. Gründungsmitglied von Circuit) greift auf Formen, Motive und Auseinandersetzungen aus der Film- und Kunstgeschichte, aus dem Bereich des Grafikdesigns, der Architektur, Literatur und Musik zurück, die er sich nicht bloss aneignet, sondern daraus ein diskretes erweitertes Referenznetzwerk aufbaut.

In seinen Malereien auf Leinwand und direkt auf die Wand, in seinen Installationen und Objekten sind die Einflussquellen meist nur noch subtil erkennbar; sie sind aber dennoch integrale Bestandteile des jeweiligen Werks. In seiner speziell für die Ausstellung konzipierten Wandmalerei, einer geometrisch auf unterschiedliche Mittelpunkte zulaufenden Linien- und Flächenkomposition, aus der heraus sich eine muschelartige, dreidimensionale Form entwickelt, vermag an die Op Art oder an Stellas geometrisch abstrakte Kompositionen erinnern. Der Künstler orientiert sich jedoch an keinem speziellen Werk Stellas oder der Op Art, sondern vielmehr am ‹Allgemeinen› oder ‹Generellen› seiner Vorbilder: Frank Stellas Gemälde sind formale Vorbilder, aus denen Decrauzat neue Form- und Farbformationen, die auch eine dreidimensionale Komponente enthalten, zu entwickeln vermag. An der Op Art interessiert ihn hingegen die von jener Kunstrichtung ausgehende Orientierung am ‹Objektiven› und das Verschwinden des Autors. Speziell für die Ausstellung Nowherenow entwickelt der Künstler eine Installation, die auf eines seiner Poster zurückgeht, welches das wissenschaftliche Bild der ersten Observation eines Pulsars (Ein Pulsar ist ein Neutronenstern, der in regelmässiger Abfolge Impulse elektromagnetischer Wellen abstrahlt. Quelle: wikipedia.org) abbildet. Dasselbe Bild wurde damals auf dem Plattencover des Albums Unknown Pleasures von Joy Division reproduziert. Ausgehend von dieser Zeichnung überführt Decrauzat das visuelle Bild in ein pulsierendes Licht-Bild im Raum und vollzieht hierdurch eine Art Rückübersetzung hin zum ursprünglich beobachteten Pulsar. Für ein weiteres Werk diente eine von Laszlo Moholy-Nagy entworfene, zum Betrachten von Kunstwerken konzipierte Bank als Referenz. Decrauzat rekonstruiert sie als isometrische, dreidimensionale Form, welche den Betrachter zu Verdrehungen herausfordert. Das im Boden verankerte Hinweisschild «Night» fügt, zusammen mit der pulsierenden Lichtinstallation, der Gesamtinszenierung der Ausstellung eine zeitliche Fragestellung hinzu. Decrauzats Grundhaltung, wonach die Geschichte der abstrakten Kunst gespickt ist mit Beispielen von Überlagerungen verschiedener Disziplinen und darin vermengter ‹high›- und ‹low culture›-Elementen, wird in der Ausstellung exemplarisch zum Ausdruck gebracht.
Text von Sabine Schaschl

Kurator*in: Sabine Schaschl