Sofie Thorsen

19.5.  —
15.7.2012

Schnitt A—A'

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Sofie Thorsen, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2012
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Sofie Thorsen, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2012
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Sofie Thorsen, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2012
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Sofie Thorsen, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2012
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Sofie Thorsen, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2012
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Sofie Thorsen, Spielplastiken, 2010/11, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2012

Das Kunsthaus Baselland freut sich die erste institutionelle Einzelausstellung der dänischen Künstlerin Sofie Thorsen (*1971 in Århus, DK, lebt seit 1999 in Wien) in der Schweiz präsentieren zu können. Die Künstlerin hat an der dänischen Kunstakademie und an der Kunstakademie in Wien studiert und ist in den letzten Jahren mit Einzelausstellungen im Kunstverein Düsseldorf (2011), im Kunsthaus Langenhagen (2010) und im The Århus Art Building (2009) aufgefallen.

Die Ausstellung Schnitt A – A' / Cut A – A' ist eine Kooperation mit dem Kunsthaus Graz, wo die Ausstellung im Frühjahr 2012 in einer leicht veränderten Version gezeigt wurde. Der Film Schnitt A – A', welcher der Ausstellung den Titel gab, diente zudem als Basis für den Trailer des Grazer Filmfestivals Diagonale 2012.

In ihrer Einzelausstellung im Kunsthaus Baselland präsentiert Sofie Thorsen drei grosse, miteinander verwandte Werkkomplexe aus den letzten drei Jahren. In der bekanntesten Arbeit, The Achromatic Island (2009), steht die Befragung des Sehens und Erkennens im Vordergrund. Der Film basiert auf der Geschichte der dänischen Insel Fuur, wo mehrere BewohnerInnen bis in die 1930er-Jahre über Generationen hinweg vermehrt an vererbter Achromatopsie, also an völliger Farbenblindheit, litten. Unter Einbeziehung von Interviews, Texten, Fotos und bewegten Bildern in eindringlichen Schwarz-Weiss-Kontrasten zeigt Thorsen die Landschaft und Lebenswelt von Fuur aus der Perspektive von Menschen mit dieser ungewöhnlichen Sehstörung: Die Krankheit dient dabei der Untersuchung von Wahrnehmung im Allgemeinen, dient ihr als konzeptuelle Sehmaschine und macht anhand einer feststellbaren Differenz des Sehens, ein mögliches Modell erfahrbar. Thorsens Arbeiten changieren zwischen erkennbarer Wirklichkeitsabbildung und möglicher Fiktion — und öffnen auf diese Weise neue assoziative Räume vor den Augen der BetrachterInnen. Der zweite Themenkomplex gruppiert sich um die so genannten Spielplastiken (2010/11), die als Zeichnungen und Collagen einen Blick auf Präsentationsformen legen. Die Arbeit behandelt ein «Kunst am Bau»-Programm während des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, in dessen Rahmen Künstler eingeladen wurden, Skulpturen für etliche Kinderspielplätze in Wien zu entwickeln. Die Plastiken fielen durch ihre für die Zeit aussergewöhnlich utopische Form- und Farbgebung im tristen Wien der 1950er-Jahre auf, und waren neben ihrem architektonischen und skulpturalen Aspekt der Funktion gewidmet, von Kindern als Spielgeräte benutzt zu werden. Auch hier findet Thorsen in der Reduktion auf den reinen Zeichencharakter der Inhalte eine bestimmte Distanz zu den Orten und Situationen, die sie mit den Mitteln des Mediums analysiert. Der jüngste Werkkomplex handelt vom Geist der sozialistischen Moderne und von einem an ein Museum angegliederten, utopisch anmutenden und in Ungnade gefallenen Kino. Er besteht aus einer langen Zeichnung von Schatten, die zu scheinbar lesbaren Zeichen werden, und dem dazugehörigen titelgebenden Film Schnitt A-A’. Als formal hochpräzise Fahrt durch die Tiefen und Abgründe des Raumes widmet er sich der filmischen Sprache des transzendierenden Lichts ebenso wie einer abstrahierten Wiederherstellung eines Blicks auf die Aussagekraft der architektonischen Form. Dabei ist er der Tradition des Expanded Cinema und dessen Durchdringung des Raumes ebenso wie den konzeptuellen Bildcollagen und der damit einhergehenden psychischen Aufgeladenheit der Objekte verpflichtet. Der Film wird im Herbst 2012 auch an seinem Ursprungsort gezeigt — im Freiluftkino des Museums Moderner Kunst in Bratislava —, bevor dieses dem geplanten Abriss und dem Vergessen zugeführt wird.
Text von Kunsthaus Graz und Sabine Schaschl

Kurator*in: Sabine Schaschl