Daniel Göttin

Shift and slope

Annual exterior project

20.3. —
31.12.2017

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Daniel Göttin, Shift and Slope, annual exterior project 2017, installation view Kunsthaus Baselland 2017, photo: Serge Hasenböhler

Daniel Göttin, (b.1959, CH) who has long lived and worked in Basel, will allow a surprising insight into his work with the Kunsthaus Baselland’s annual exterior project, work which is known to many only as Concrete or Minimal. Göttin, who has been invited to participate in several major international group and solo exhibitions in recent years alone, notably in Japan, Australia and the United States will bring ‘a piece of the world’ to Muttenz and to the Kunsthaus Baselland.

Der in Basel lebende und an vielen Orten (Europa, USA, Australien, Mexiko, Japan) tätige Künstler beschäftigt sich schon seit über 25 Jahren mit konstruktiv-konzeptionellen Ansätzen und ist bekannt für seine systematisch minimale Herangehensweise im Gestalten von Raum. Mit in der Industrieproduktion angefertigten Elementen — sogenannten Halbfabrikaten, die er von Hand weiterbearbeiten kann — fügt Daniel Göttin einer räumlichen Situation in präzisen Setzungen etwas bei und schafft zusammen mit dem Vorhandenen etwas Neues. Dabei ist die Ausgangssituation für die künstlerische Intervention wesentlich, damit beides als Resultat zusammenspielt. Die Idealsituation ist geschaffen, wenn die neue (Raum-)Situation als selbstverständlich angesehen werden kann. Das auf den ersten Blick einem strengen Reglement folgende, oft orthogonal angeordnete und in einem Modell vorgefertigte System besitzt auf überraschende Weise einen grossen Spielraum. So kann es sein, dass sich eine Form oder Farbe während der Installation vor Ort verändert. «Bei einem Auftrag in Australien war in meinen Raumplänen ein Fenster eingezeichnet, nach welchem ich mein Konzept entwickelte. Als ich dort ankam, waren es plötzlich zwei. Ich fand das inspirierend, muss oft bei der Anwendung vor Ort auf die gegebene Situation reagieren und mein System anpassen.» Das Vorhandene mittels minimaler Eingriffe hervorheben und auch ergänzen sowie das Ungewollte berücksichtigen, sind wichtige Motivationen für den Künstler.

Für sein aktuelles Projekt zeigt Daniel Göttin auf der vorgegebenen Aussenwand des Kunsthaus Baselland überraschenderweise einen Ausschnitt aus einer Fotografie. Darauf zu sehen sind — vor blauem Himmel — mehrere Stahlträger, die als gewaltige Lineaturen aufwarten. Die rostig anmutenden Balken erinnern an die Linien, die Göttin vielfach in seinen ausgeführten Raumkonzepten einsetzt und die auf der zweidimensionalen Fläche einen Raum generieren. Die Verbindung zu seiner nun gezeigten Fotografie ist daher neuartig und sinnfällig zugleich. Fast meint man, als hebe die bildhafte Konstruktion das Dach des Gebäudes an. Beim intensiveren Betrachten des fotografischen Motivs fällt jedoch auf, dass die vertikal und horizontal verlaufenden Linien verschoben und verzogen sind und nicht mit der vorgegebenen, realen Architektur des Kunsthauses interagieren. Die Stahlkonstruktion wird im Verbund mit der dahinter liegenden Architektur zu einer abgebildeten Skulptur — Fremdkörper und integrativ zugleich. Daniel Göttin, von der Minimal Art und von Dada inspiriert, weckt die Neugier der BesucherInnen, schärft ihre Wahrnehmung und fordert dazu heraus, verschiedene Perspektiven einzunehmen.

Es ist aber nicht allein der Aussenbanner, auf den sich Daniel Göttin für sein Jahresprojekt konzentriert hat. In unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem Vorplatz des Kunsthaus Baselland, erhält der aufmerksame Flaneur das Gefühl, dass sich einzelne Elemente ganz im Sinne Göttins Betitelung «verschoben» haben. Bekannt für seine ortsspezifischen Installationen und Interventionen, bei welchen er Kunst und Alltag zusammenklingen lässt, unterzieht der Künstler die zwölf groben, blockhaften Betonbänke vor dem Eingang des Kunsthauses einem seiner minimalen raumplanerischen Konzepte. Wie dies aussehen wird, lässt sich ab dem 19. März 2017 überprüfen. Für Daniel Göttin jedenfalls ist dies «ein künstlerischer Akt, der schon lange notwendig war».
Text von Patricia Hug

Curator: Patricia Hug, Assistant to the director at Kunsthaus Baselland