Regionale 3

1.12.2002 —
5.1.2003

Matthias Aeberli installiert auf einer 40m Wand eine Auswahl seiner neuesten Malereien, die sich im kleinen Format in verdichtender Weise auf sich selbst konzentrieren und dabei eine teils surreale, teils real anmutende Welt assoziativ vermengen.

Andres Bally ‹zeichnet› fiktive Fensterausblicke mit einem eigens entwickelten Werkzeug. Mittels einer gespannten, mit fein gemahlenem Schieferstein beladenen Schnur überträgt der Künstler die Linien auf die Wand und konstruiert Linie für Linie geometrische Formen, die perspektivische Andeutungen beinhalten.

Borer_Renata_G_2002_1
Renata Borer, Ausblühung 1/2, 2002, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Bei Renata Borers in situ Wandinstallation Ausblühung I dient die Wand als Projektionsfläche von inneren Befindlichkeiten. Die «Ausblühungen» treten wie verblasste Erinnerungen in Gestalt biomorpher Formen hervor. Das transparente Klebeband wird zum Mittel schneller Fixierung flüchtiger Formen.

Der iaab-Künstler Martin Bourdeau thematisiert in seinen Zeichnungen die Bedeutung von Schemas. Einteilungen bestimmen die Erscheinungsweise von Printmedien und Kunstkatalogen und geben etwas vor, was wiederum die Rezeption der Bilder mitbestimmt. Die zu Zeichen gewordenen Formen sind durch Buchstaben oder Zahlen definiert und beziehen sich auf ein abhanden gekommenes Original.

Barbara Brülisauer zeigt in ihrer Videoprojektion kinben* Aufnahmen, die während ihres Aufenthaltes in Japan zwischen Dezember 01 und Januar 02 entstanden sind. Sie zeigen Menschen, die mit besonderer Aufmerksamkeit und Intensität tätig sind. Die Übersetzung des japanischen Wortes «kinben» bedeutet «fleissig, sorgfältig, gewissenhaft» oder «aufrichtig».

Buergin_Bruno_G_2002_1
Bruno Bürgin, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Bruno Bürgin gibt bei der REGIONALE einen Einblick in die verschiedenen Stilsprachen seiner Malereien. Er variiert in den einzelnen Werken den Abstraktions- und Stilisierungsgrad der Naturmotive und erreicht dabei mit grosser Virtuosität eine enorme Bandbreite von Stimmungsbildern.

Christine Camenisch geht in ihrer Videoinstallation wahrnehmungspsychologischen Gesetzen nach. Über eine schwarz gemalte Wand bewegen sich zwei projizierte Lichtflächen, die sich langsam synchron von links nach rechts verschieben. An den Rändern der Malerei blitzt das Licht hervor und bewirkt eine optische Täuschung: der räumliche Körper scheint aus der Wand hervorzutreten und sich wieder zurückzuziehen.

Cavelti_Urs_G_2002_1
Urs Cavelti, Landschaft mit Vögeln, 2002, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Ein collagiertes, gespraytes Gemälde stellt Urs Cavelti vor. Sein fiktives Landschaftsbild durchziehen Sog- und Strudelbewegungen, Planeten sind im künstlichen Raum eingebettet und Vögel ziehen ihre Bahnen. Der Science-Fiction Charakter wird durch die Bewegungsdynamik des Bildes unterstrichen.

Die Künstlergruppe Copa & Sordes zeigt im Kunsthaus Baselland eine Installation mit mehreren Videostilleben kombiniert mit spezifischen Sitzelementen und Objekten. Seit 1998 arbeiten die Künstler an Videostilleben, die sich an Vorbildern der Kunstgeschichte orientieren. Im Hintergrund dieser Aufnahmen erkennt man die zum Zeitpunkt der Aufnahme sich abspielenden Alltagsszenen in den jeweiligen Städten, die eine Zeitdimension ins Bewusstsein rufen. «Nature morte» wird zur «Nature animée» und die Frage der Vergänglichkeit neu akzentuiert.

Furter_Heldstab_Oderbolz_G_2002_1
Furter & Heldstab & Oberbolz, Shine on crazy diamond, 2002, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Eine gemeinsame Rauminstallation realisierten Franziska Furter, Martin Heldstab und Edit Oderbolz. Mit den drei Elementen, Fotografie, Wandinstallation mit Glaslampen und einem Zucker-Glas-Objekt erzeugen sie ein gleichzeitig intimes, aber nach aussen hin offenes Stimmungsbild.

Gertrud Genhart arrangiert jeweils zwei verschiedene Stadtansichten aus verschiedenen Städten Europas zu neuen ‹Grusskarten›. Dabei achtet sie auf eine ausgefeilte Komposition, welche Linien, Farben und Flächen aufeinander abstimmt.

Gojevic_Marica_Oderbolz_G _2002_1
Marica Gojevic, Traum roter Faden, 2002, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

In der Arbeit Traum roter Faden bringt Marica Gojevic Merkmale, die die Identität von Menschen bestimmen können, durcheinander. Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Sprache, Gesten, Sitten, Kleidung oder Körpergrössen sind Erkennungs-zeichen und Codes, welche kommuniziert werden und die es anderen erlauben, uns einzustufen und zuzuordnen. Die Videoinstallation betont die Bedeutung des Individuellen und bringt unsere Zuordnungsprinzipien durcheinander.

Der in Kairo geborene und in Basel lebende Künstler Hassan Hammad zeigt in einer Fotoserie festgehaltene Augenblicke im Alltagsgeschehen von Menschen in Ägypten.

Ralph Hauswirth stellt in seiner Zeichnungsinstallation ein Experiment vor, bei dem er in völliger Dunkelheit vor dem Schlafengehen Kugelschreiberzeichnungen anfertigte und diese am nächsten Tag in wachem Zustand weiterverarbeitete. «Traum-zeichnen sind Erinnerungen aus der Zukunft» (Hauswirth).

Max Philipp Schmid löst in seiner Videoinstallation Nebenhelden die Gesichter von Nebenfiguren aus Spielfilmen heraus und rückt diese ins Zentrum. Die einzelnen Bilder stammen aus Katastrophenfilmen, in denen alle involvierten Figuren in einer gefährlichen Situation eingeschlossen sind und sich daraus zu befreien versuchen. Anders als in Actionfilmen, in denen sich der Held ständig fortbewegt und Nebenfiguren schnell wieder von der Bildfläche verschwinden, können in Katastrophenfilmen dieser Art die Nebenfiguren auch tatsächlich ausgemacht werden, da sie in allen relevanten Szenen vorkommen.

Schoch_Christian_G_2002_1
Christian Schoch, Jesus...what the hell..., 2002, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Die dreiteilige Gemäldeserie von Christian Schoch spielt mit textuellen und visuellen Bedeutungszuweisungen. Es ist kein normaler Traum. Es ist viel mehr… korreliert mit der Helikopterperspektive auf ein möglicherweise von Ausserirdischen gezeichnetes Feld. Der seiner Farbigkeit wegen an Süssigkeiten erinnernde Schriftzug «God» auf einem der Bilder entspricht dem ebenso farbigen Hintergrund auf dem dritten Bild.

Tamo_Miguela_G_2002_1
Miguela Tamo, gli arancioni, 2002, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Miguela Tamó stellt ihre 9-teilige Skulpturengruppe gli arancioni vor, die durch ihre biomorphen Formen und ihre Zusammenstellung Bewegungsmomente assoziieren lässt. Ihre glatten, orangefarbenen Oberflächen scheinen die surreal anmutende Bewegungssuggestion noch zu unterstreichen.

Walther_Uwe_G_2002_1
Uwe Walther, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Uwe Walthers kleinformatige Malereien auf Seidenpapier, die ihrerseits auf Holz aufgespannt sind, greifen sowohl einzelne Ausschnitte aus dem Lebensalltag als auch landschaftliche Motive auf. Ihre einzigartige Kombination lässt das Changieren von Bedeutungszuweisungen zu. In manchen Bildern korrespondieren Wörter oder Textfragmente mit dem Dargestellten und öffnen geistige Türen zu ironisch-heiteren oder kontemplativen Momenten.

Wuesten_Franziska_G_2002_1
Franziska Wüsten, Ohne Titel, 2001, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

In ihrer Installation ironisiert Franziska Wüsten den Blick auf die vermeintlich heile Welt der Mutterschaft. In Milch brodelnde Nuggis, kugelförmige, leuchtende Lampen auf weichem Schaumstoffboden und die beleuchtete Fotografie von Brüsten, auf silbernen Tabletts präsentiert, kratzen in ihrer überzogenen Deutlichkeit am physischen und gesellschaftlichen Bild der Mutterschaft.

Pulfer_René_G_2002_1
René Pulfer, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2002

Für die KHBL surprise wurde auf Anraten der Jury René Pulfer eingeladen. Der Künstler zählt zu den Videopionieren der Schweizer Kunstszene, der oft mit minimalsten Mitteln, wie TV-Monitoren, Filmmaterial oder UV-Leuchtstoffröhren Räume in Denk- und Erlebnisräume verwandelt. Dabei geht es ihm nicht um die kritische Auseinandersetzung mit den Medien und deren Inhalten, sondern um das Spiel zwischen Sehen, Nichtsehen, Sichtbarmachen, um die sinnliche Wahrnehmung, die visuelles und intellektuelles Denken anregt. In der Shedhalle des Kunsthaus Baselland thematisiert er einerseits die Grundbedingungen des Sehens und lässt die für das Farbsehen notwendigen Grundfarben Rot, Grün und Blau auf abgespulte, nicht benutzte Videotapes treffen, die üblicherweise selbst Träger von Bildern sind. In einer anderen Installation läuft ein wiederkehrendes «Fleckenbild» über die Wand. Was es — via Videoprojektion — sichtbar macht, ist ein unbelichteter 16mm Filmstreifen, den der Künstler in den Ruinen des ehemaligen Gestapo-Hauptgebäudes in Berlin gefunden hat. Jene «Malerei ohne Ende» birgt ungeahnte Geheimnisse, die trotz des Bildträgermaterials nie zum Vorschein kommen werden.