Max Leiß

20.1. —
6.3.2016

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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß
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Max Leiß, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2016, Foto: Max Leiß

Ausgangspunkt für die vielschichtigen Skulpturen und architektonischen Arbeiten sowie Fotografien von Max Leiß (* 1982) sind meist Fundstücke des Alltags sowie die überraschenden, teils irritierenden, teils humorvollen Volumina, die durch die tagtägliche Gestaltung von Aussenräumen hervorgebracht werden. Leiß entwickelt daraus u.a. modulartige Strukturen, die unterschiedlich kombiniert und erweitert werden können und in ihrer Form assoziativ an funktionale Elemente im Aussenraum erinnern. Die parallel dazu realisierten Abgüsse, Skulpturen und analogen Schwarz-Weiss-Fotografien geben Leiß' präzisen Blick wieder, mit dem er sein Umfeld aufspürt, um anschliessend in das von ihm Gefundene gezielt gestalterisch einzuwirken und es vom Alltäglich-Bekannten zu etwas Neuartigem zu führen.

Sehen als kreativer Akt
Ein hängendes Objekt aus Stahl und Glas, das in seinen Umrissen an eine Überwachungskamera denken lässt; geometrische Formen wie Linien oder Flächen aus rötlichem Schamott; minimale skulpturale Gebilde aus Metall oder Holzplatten, die Architekturmodelle sein könnten — wären da nicht ihre Masse, die sich diesem Eindruck verweigern. Schwarz-Weiss-Fotografien von Baukörpern, die reale Situationen im urbanen Raum zeigen, zugleich aber merkwürdig unwirklich anmuten.

Es gehört zu den grossen Qualitäten des in Basel tätigen Künstlers Max Leiß, die skulpturalen Eigenarten von Gegenständen, Formen, Architekturen und Situationen des Alltags zu sehen und mit präzisen Eingriffen und Setzungen zu verstärken. Er realisiert Objekte, die eine Funktionalität, auch eine gewisse Alltäglichkeit und damit Selbstverständlichkeit vermitteln — sich aber im nächsten Augenblick diesem Eindruck durch ihre Rätselhaftigkeit und Faszination grundlegend entziehen.

Nicht allein die Neuproduktion, sondern das Aneignen, das präzise Umgehen mit dem Vorhandenen ist seinem Arbeitsprozess wesentlich. Oft stammen die Gegenstände aus dem städtischen Gefüge und werden auf ihre skulpturalen Möglichkeiten befragt. Fast scheint es so, als würde das Objekt von seiner gängigen Funktionalität und zugleich Eindeutigkeit für einmal befreit. Aber es sind eben nicht nur die Gegenstände, die losgelöst vom Alltäglichen erscheinen — man selbst, durch die skulpturalen und visuellen Angebote animiert, scheint ein wenig freier im Sehen und Verstehen der eigenen Umgebung.

Das künstlerische Interesse des Bildhauers Leiß geht jedoch über den Umgang mit Fundstücken weit hinaus, es gilt der Formfindung und Transformation, der Schaffung und zugleich Hinterfragung von Volumen, architektonischen und skulpturalen Qualitäten von Gebautem, Gegossenem, Abgetragenem und eben auch Fotografiertem. Dass Max Leiß nicht allein Objekte herauslöst, transformiert, verändert, um ihre skulpturale Qualität herauszudestillieren, sondern auch den jeweiligen Ausstellungsraum auf seine spezifischen Eigenarten hinterfragt, ist daher folgerichtig. Für seine Ausstellung im Kunsthaus Baselland hat der Künstler vor Ort eine Linie aus Schamott gegossen, die die architektonische Struktur der drei hintereinandergeschalteten Räume mit einer knapp 40 Meter langen Diagonale überschreibt, gliedert und zugleich als Ganzes lesbar macht.

Im Gespräch mit Max Leiß fällt ein Satz, der sein künstlerisches Vorgehen sehr präzise zu umschreiben vermag: Das Schauen sei für ihn fast das Gleiche wie das Machen. Damit trifft er einen wichtigen Punkt. Das Sehen wird als kreativer Akt verstanden. Denn das aufmerksame Beobachten von räumlichen Konstellationen im Aussenraum ebenso wie im Ausstellungsraum ist nicht nur wichtigster Impuls für Leiß’ künstlerische Tätigkeit selbst. Gerade in einer grösseren Auslegeordnung wie einer Ausstellung wird deutlich, wie Leiß seine Arbeiten untereinander kommunizieren lässt und sie die Kapazität haben, sich inhaltlich — mal subtil, mal offensichtlich — miteinander zu verbinden. Auch werden Momente sichtbar, die das künstlerische Vorgehen von Max Leiß prägen: Eine Setzung, eine Formfindung, ein Eingriff kann Auslöser und Anlass für die nächste Arbeit werden und zu ihr überführen.

Max Leiß’ Arbeiten sind ein Angebot. Ein Angebot, sich seinen Werken und deren Verbindungen zueinander aufmerksam, neugierig und reflektierend zu nähern und mit einem frischen Blick unser Umfeld und unsere Alltagsrealitäten zu sehen — mit all ihren Besonderheiten, Absurditäten und auch ihrer Poesie. Es kommt eben einer kreativen Leistung gleich, das vielfach, an jeder Ecke, jedem Platz und jedem Zwischenraum gestaltete städtische Umfeld als skulpturale, rätselhafte, teils ungewollt humorvolle Setzungen innerhalb eines urbanen Gefüges sehen und als solches verstehen zu können.
Text von Ines Goldbach
Auszug aus der Publikation Max Leiß

Ausstellung und Katalog wurden grosszügig unterstützt durch Roldenfund, Kanton Basel-Stadt Kultur, Futurum Stiftung, werner sutter AG und Migros Kulturprozent sowie durch die Partner des Kunsthaus Baselland.

Parallel zur Einzelausstellung von Max Leiß fand die Einzelausstellung von Thomas Hauri im Kunsthaus Baselland statt.


Kurator*in: Ines Goldbach