Renate Buser

Slightly Urban

12.8.2007 —
31.12.2008

Renate Buser, Fassade Kunsthaus Baselland, 2007
Renate Buser, Jahresaussenprojekt Kunsthaus Baselland 2007

Renate Buser (geb. 1961 in Barmelweid/Aarau, lebt und arbeitet in Basel) ist in erster Linie mit ihren fotografischen Architekturinterventionen bekannt geworden. In den letzten Jahren wurden ihre ortsspezifischen Manifestationen in Miami Beach, Lausanne, Biel, Fribourg, Ottawa und Basel umgesetzt.

Das Kunsthaus Baselland widmet der Künstlerin nun eine erste umfassende Werkschau, bei welcher sowohl vor Ort entstandene – und auf die Kunsthaus Architektur bezogene Interventionen zu sehen sind, als auch Werke, die den konzept- und kontextuellen Hintergrund von Busers Arbeitsweise vermitteln.

In Busers Werk unterscheiden sich verschiedene Ein- und Ansätze des Fotografischen. Mit ihren vor Ort entstandenen Fotografien macht die Künstlerin oft nicht wahrgenommene Raumbezüge, Linienführungen und baukörperliche Zusammenhänge sichtbar.

Sie greift in die bestehende Architektur ein und baut mittels Fotografie ihre ureigene Version, die das Besondere des Ortes herausschält. Die Ergebnisse dieser architektonischen Bestandsaufnahmen werden in meist grossformatigen Fotografien auf Textil- oder Papierträger übertragen und an analogen Punkten der tatsächlichen Architektur eingesetzt, deren inhärente Strukturen eine völlig neue Architekturvariante zulassen. So wird die strassenseitige Fassade des Kunsthaus Baselland mit einem fotografischen Trompe l’œil des dahinter liegenden Innenraums virtuell verändert: Anstelle der bisherigen festen Mauer mit der Beschriftung des Kunsthauses zeigt sich dem Betrachter — in der Blickperspektive von innen nach aussen — die für jenen Bauteil charakteristische Fensterfront und die einfallenden Lichtstreifen. Der fotografische Eingriff bewirkt eine Öffnung des schachtelartigen Baukörpers und leitet die BesucherInnen aufgrund der Streifenführung von Fenster- und Lichtzonen zum Haupteingang hin.

Drei weitere, speziell für das Kunsthaus kreierte fotografische Architekturinterventionen streichen Vorgegebenes heraus, führen es weiter, treiben es auf die Spitze oder verschieben die reale Oertlichkeit kurzerhand um einige Meter. Der linke obere Galerieraum wird in seiner extremen Winkeldefinition mittels fotografischer „Um-die-Ecke-Führung“ hervorgehoben. Die Fensterfront im „Finger“-Raum wird quasi geknickt und um beinahe 90° umgelenkt. Eine neue lang gestreckte Raumöffnung und Fensterreihe entsteht ausgerechnet dort, wo sich einst auch real zwei weitere Fenster befanden. Den balkonartigen Galerievorsprung, welcher die Raumhöhe des Erdgeschosses zweiteilt, versetzt die Künstlerin fotografisch in eine Nische und stülpt den architektonischen Vorsprung in die entgegengesetzte Richtung. In Renate Busers Ausstellung charakterisiert sich die bisher intensivste Auseinandersetzung mit der Kunsthaus Architektur. Die Räume, deren künstlerische Handhabung immer wieder eine spezielle Herausforderung sind, werden in Busers Interventionen mit sich selbst konfrontiert.
Text von Sabine Schaschl

Kurator*in: Sabine Schaschl